Montag, 3. Oktober 2016

Antwort auf Artikel zu Syrien von Gerhard Mangott

In seinem Blog veröffentlichte Gerhard Mangott einen Artikel mit dem Titel "Russland und der Bürgerkrieg in Syrien".  Schon in der Überschrift findet sich ein Fehler, denn es handelt sich nicht um einen Bürgerkrieg, sondern um einen klaren Angriffskrieg, ausgelöst durch ausländische Mächte, und zwar von Beginn an. Nachgewiesen wird dies nicht nur durch die Aussage eines US-Generals, eines französischen Ex-Ministers, WikiLeaks-Dokumente, sondern z.B. im Blog von Uwe Ness und im Buch "Der schmutzige Krieg gegen Syrien" von Tim Anderson. Aber kommen wir zu den Einzelpunkten der Kritik:


DER BEGINN

Zunächst hätte ich mir gewünscht, dass eine Beschreibung des Beginns des Krieges auch eine Beschreibung der tödlichen Sanktionen der USA und der EU beinhaltet hätte, die eine humanitäre Katastrophe für das Land bedeuten, die größer ist, als durch Bomben und Gewalttaten verursacht.
In "1. Russland als Schutzmacht Syriens" heißt es:
"... Nach dem Ausbruch der innersyrischen Unruhen im März 2011, dem brutalen militärischen Vorgehen des al-Assad Regimes gegen Demonstranten und der wachsenden Militarisierung des Konflikts ..."
Damit wird implizit die Darstellung westlicher Medien wiederholt, der Krieg wäre entstanden, weil es eine "brutale militärisches Vorgehen" der Regierung gegen friedliche Demonstranten gegeben hätte. Was jedoch falsch ist. Schon in den ersten Tagen der Gewalttätigkeiten, waren die Opfer zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften ca. gleich verteilt. Alleine das spricht schon gegen dieses Narrativ. Tim Anderson weist das in seinem Buch nach. Das Kapitel beginnt mit zwei Zitaten:
„...Ich habe von Anfang an bewaffnete Demonstranten in diesen Protesten gesehen … sie waren die ersten, die auf die Polizei geschossen hatten. Sehr oft erfolgt die Gewalt der Sicherheitskräfte als Antwort auf die brutale Gewalt der bewaffneten Aufständischen...“ - erklärte der verstorbene Vater Frans Van der Lugt, im Januar 2012, Homs, Syrien.
„...Die Behauptung, dass die bewaffnete Opposition gegen die Regierung erst kürzlich begonnen hätte, ist eine vollständige Lüge. Die Tötung von Soldaten, Polizisten und Zivilisten, oft unter den brutalsten Umständen, haben praktisch von Anfang an stattgefunden....“ Professor Jeremy Salt, Oktober 2011, Ankara, Türkei.
Im gleichen Absatz heißt es am Ende bei Mangott:
"... Gleichzeitig mit der Beschützerrolle hat  Moskau schon 2011 Assad zu Reformen und einen Ausgleich mit der Opposition gedrängt.[4] ..."
Ohne aber auf die tatsächlich gemachten Reformen einzugehen, die die Regierung trotz Krieg eingeführt hat. Das Kapitel "Bashar al-Assad und Politische Reformen" im Buch von Tim Anderson erklärt die Reformen und ihre Ergebnisse. Insbesondere wird auch ausführlich auf eine Reformbewegung eingegangen, die angeblich später zu den Waffen gegriffen haben soll, folgt man dem Narrativ der am Krieg beteiligten westlichen Länder, weil sie unterdrückt worden war. Er weist nach, dass die meisten Mitglieder dieser Reformbewegung inzwischen in die Regierung aufgenommen wurden, in das Parlament gewählt wurden, oder akzeptierte Dissidenten im Land sind. Ausnahme bildet die Moslembruderschaft, die schon einmal einen sehr blutigen Aufstand im Land angezettelt hatte, um einen Umsturz herbei zu führen und einen islamistischen Staat zu errichten, und TEILE der Kurden. Nicht geleugnet wird ein brutales Vorgehen gehen verdächtigte islamistische Aufständische.

Im weiteren Text wird Russland indirekt durch ein Zitat der Vorwurf gemacht, das Land hätte keinen ausreichenden Druck auf Assad gemacht, zurück zu treten. Tatsächlich ist es so, dass Assad mit Abstand der beliebtesten Politik der Region in seinem Land ist. Assad konnte nicht zurücktreten, weil das Verrat an seinen Wählern und dem ganzen Volk gewesen wäre. In dem Unterkapitel "5.2 Bashar al-Assad, im Ausland dämonisiert, beliebt in Syrien" begründet Anderson, warum Assad gar nicht zurück treten kann.

Dies wird inzwischen sogar von  Brzezinski, dem Erfinder des islamistischen Terrorismus, gewürdigt. 

SCHULDEN SYRIENS
"... Syrien hat für diese Waffenlieferungen hohe finanzielle Schulden bei Russland; es wird vermutet, dass einige der russländischen Waffenlieferungen durch den Iran finanziert werden.[5] ..."
Es wäre angemessen gewesen darauf hinzuweisen, dass Syrien vor dem Ausbruch des Krieges KEINE Schulden beim IWF hatte.
"... Syrien schaffte es, seine Auslandsschulden von 16,995 Milliarden US-Dollar im Jahr 1995 auf 4,171 Milliarden US-Dollar im Jahr 2010 zu reduzieren. Das Außergewöhnliche daran ist auch noch, dass Syrien keine Auslandsschulden beim IWF oder der Weltbank hat. Die größten Schulden bis ins Jahr 2011 hatte Syrien bei Russland – einem strategischen Partner der SAR.[55] Nicht nur im Außenhandel, sondern auch im international politisch sehr wichtigen Bereich der Auslandsschulden konnte sich Syrien somit als eigenständig gegenüber den Westmächten behaupten...." Quelle: Publikumskonferenz.de
GIFTGAS
"...Nach dem Einsatz von Giftgas mutmaßlich durch das syrische Regime im östlichen Damaskus im August 2013 stellte sich Russland erneut vor die syrische Führung....."
Es handelt sich wieder um eine nicht hinterfragte Wiederholung von Behauptungen einer Kriegspartei, nämlich den Syrien angreifenden Mächten. Vorherige Kommentare im Blog von Gerhard Mangott waren bereits auf das Giftgasthema eingegangen. Ich will ganz spezifisch auf den Fall „östlich Damaskus im August 2013“ eingehen. Vermutlich meint Autor den Vorfall in Ost-Ghuta im August. Dazu findet sich im Buch „Dirty War on Syria“ von Tim Anderson ein ganzes Kapitel und eine Tabelle, in der die Fakten zusammen gefasst wurden:


Bei Würdigung aller Fakten hätte es heißen müssen:
"...Nach dem Einsatz von Giftgas, das der syrischen Regierung im August 2013 angelastet wurde, stellte sich Russland erneut vor die syrische Führung, da die Fakten und Beweise darauf hindeuteten, dass der Einsatz nicht durch Kräfte ausgelöst worden waren, die loyal zur Regierung standen ..."
Nicht nur die Fakten, sondern auch jeder gesunde Menschenverstand übrigens, macht deutlich, dass die syrische Regierung keinerlei Interesse daran gehabt haben kann, Chemiewaffen einzusetzen. Sie waren einmal gedacht gewesen als Gegengewicht zu den Kernwaffen Israels, aber längst zu einer Belastung für die Regierung geworden.

WAFFENRUHE

In dem Artikel heißt es:
"... Die Waffenruhe blieb aber brüchig – mit Angriffen beider Seiten. Der Zugang zu Aleppo für die Hilfslieferungen der UNO und des Islamischen Halbmondes blieb verschlossen. Regime und Rebellen bezichtigen sich gegenseitig dafür. ..."
Leider wird nicht erwähnt, dass alle vorhergehenden Waffenruhen von den die Terroristen unterstützenden Ländern genutzt worden waren, um mehr Waffen und Kämpfer nach Syrien einzuschleusen.

Mit keinem Wort wird leider auch der offensichtlich mit ISIS Truppen am Boden abgestimmte Luftangriff der USA auf Soldaten der regulären Armee Syriens in Deir Ezzor erwähnt, und dass offensichtlich die USA als Hauptakteur keinerlei Interesse an einem echten Waffenstillstand hatte, wie er zwischen den Außenministern von Russland und den USA vereinbart worden war. Nicht umsonst hatte Kerry darauf gedrängt, die Bedingungen des Waffenstillstandes geheim zu halten. 
"...Die verheerenden Angriffe auf den Ostteil Aleppos durch die russische und syrische Luftwaffe und die Kriegsverbrechen, die dabei begangen wurden, führten zur Drohung der USA, die Verhandlungen mit Russland einzustellen. Dazu wurden Meldungen geleakt, die USA könnten die “moderaten” Rebellen mit militärischem Gerät erheblich aufrüsten. ..."
Hier wird von Kriegsverbrechen gesprochen, als ob das schon längst durch ein Weltgericht festgestellt worden wäre. Sind sie aber nicht. Die Terroristen BEHAUPTEN, dass Russland Kriegsverbrechen begangen hätte, aber bisher sind die meisten Videos und Fotoberichte als Fälschungen entlarvt worden. Darauf hätte man eingehen sollen, um ein objektives Bild zu gestalten.
"... Für diesen Zweck werden Splitterbomben, Phosphorbomben und bunker busters eingesetzt. Zivile Ziele wie Krankenhäuser und Bäckereien werden gezielt angegriffen, um Zivilisten und Kämpfern in Ostaleppo die Lebensgrundlage zu entziehen. ..."
Wieder wird, ohne zu hinterfragen, die Angaben einer Kriegspartei, nämlich den Terroristen, die Aleppo besetzt halten, und den westlichen Ländern sowie den Golfdiktaturen, wiederholt. Deshalb werden sie aber nicht automatisch wahr. Durch die ungeprüfte Übernahme solcher Angaben wird man automatisch zur Partei.

Bevor man nun meine Angaben verwirft oder die Belegung fordert, wäre es sinnvoll, sich die Ausführungen und Quellen von Tim Anderson anzusehen, weil es für mich eine schwer einsehbare Mühe bedeutet, bereits von Anderson und Anderen, z.B. auch durch WikiLeaks, aufgezeigte Tatsachen noch einmal zu erklären.

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